...aufweisen,
Der Terminus Substantiv wird bewußt verwendet, weil in dieser Arbeit die aphasischen Beeinträchtigungen in den Wortarten Verben, Adjektiv und Pronomen nicht thematisiert werden.
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...werden.
Der Ausdruck ``Aphasie'' trifft allerdings auf die Mehrzahl der Aphasiker nicht zu. Er bedeutet ``Verlust der Sprache''. Gewöhnlich erleiden Aphasiker eine leichte bis schwere Sprachstörung. Sie sind sprachgestört, so daß der Ausdruck ``Dysphasie'' dem bestehenden Problem eines Aphasikers erheblich näher kommt. Etymologisch bedeutet dys - griechisch - nicht leicht, schwer; a hingegen Verlust. Im britischen Sprachraum wird anstelle des Begriffs Aphasie von ``Dysphasie'' gesprochen. Der Ausdruck Dysphasie ist in der deutschen Fachliteratur jedoch schon belegt und wird als Sprachentwicklungsverzögerung definiert und ist somit von der Aphasie abzugrenzen (vgl. SOVAK 1985:348). Daher wird in dieser Arbeit der Begriff ``Aphasie'' und nicht ``Dysphasie'' benutzt.
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...wird.
Bei Linkshändern können auch verstärkt Aphasien durch rechtshemisphärische Läsionen auftreten, da bei ca. einem Drittel aller Linkshändern die Dominanz auf die rechte Seite verlagert ist. Es gibt also keine angeborene Festlegung der Sprache auf die linke Gehirnhälfte, welche jedoch allgemein als sprachdominant gilt.
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...Broca-Aphasie
Der Beginn der eigentlichen Aphasiologie wird gerne auf das Jahr 1861 datiert, in dem der Anthropologe und Chirurg Broca in Paris den berühmt gewordenen Vortrag über die Lokalisation der Sprache im Gehirn hielt. Das Interesse der Öffentlichkeit an Sprache scheint aber nicht ausnahmslos durch die Bemühungen einzelner Neurologen erregt worden zu sein, denn im gleichen Jahr erschien auch das Buch von Darwin ``Die Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl''. Sprache als etwas, das den Menschen von anderen Lebewesen unterscheidet, läßt die Öffentlichkeit aufmerksam und empfänglich werden für das Phänomen ``Sprache''. Einen kurzen und inhaltsreichen Überblick über die deutschsprachige Aphasiologie gibt OHLENDORF (1994).
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...Sonderformen.
LEISCHNER (19872) kritisiert, daß in der Vergangenheit der Frage nach der Ätiologie der Aphasien wenig Beachtung geschenkt wurde. Er weist darauf hin, daß für den Verlauf und die Prognose der Aphasien die ätiologische Zusammensetzung eines Aphasikerkrankengutes von erheblicher Bedeutung sein kann.
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...CLASS=INLINE>19892:89).
Leider scheint es eine allgemeingültige Definition von Aphasie nicht zu geben. CROSSON (1992) macht darauf aufmerksam, daß es problematisch ist, Aphasien auf kortikale Läsionen einzuschränken, weil auch subkortikale Läsionen zu Sprachstörungen führen können. Vor diesem Hintergrund sehen sich HELM-ESTABROOKS/ALBERT (1991) beispielsweise gezwungen, kortikal und subkortikale Aphasien zu unterscheiden. Eine gute Übersicht über die verschiedenen Definitionsversuche liefert TESAK (1997).
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...1979).
Es läßt sich eine große Vielfalt in der Terminologie der einzelnen Sprachstörungstypen wiederfinden. Je nach Schwerpunkt sind die Termini linguistisch oder anatomisch motiviert.
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...1983).
Neben den vier aphasischen Standardsyndromen werden noch zwei Sonderformen unterteilt: die auch als Nachsprechaphasie bezeichnete Leitungsaphasie mit sehr schlechten und die transkortikalen Aphasien mit ihren herausragend guten Nachsprechleistungen. Innerhalb der transkortikalen Aphasien werden drei Formen unterschieden, die sich durch unterschiedliche Schweregrade im Sprachverständnis voneinander abgrenzen lassen: Die transkortikal-motorische Aphasie (Sprachverständnis: gut), die transkortikal-sensorische Aphasie (Sprachverständnis: sehr stark eingeschränkt) und die gemischt-transkortikale Aphasie (Sprachverständnis: sehr schlecht).
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...media.
Diese Einteilung gilt also nur für vaskulär bedingte Aphasien, nicht für solche durch Hirntumore, Hirntraumata, Enzephalitiden und hirnatrophische Prozesse.
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...Broca-Aphasie
Broca selbst ist zu dem Schluß gekommen, daß die Sprachstörung immer dann ausbricht, wenn eine Läsion im Bereich der 2. und 3. Windung (gyrus frontalis inferior) erkennbar ist. Die Läsion befindet sich zumeist unterhalb des prämotorischen Kortex, in der Nähe der willkürlichen Zungenmotorik. Vor diesem Hintergrund ist die Broca-Aphasie früher auch motorische Aphasie genannt worden. Heute ist die Blutversorgung das entscheidende pathologische Kriterium, so daß eine Eingrenzung auf diesen von Broca angegebenen Bereich nicht mehr zutrifft. Das Versorgungsgebiet der Arteria praerolandica geht über diesen Bereich hinaus.
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...feststellen.
Wernicke selbst verwendete den Ausdruck ``sensorische Aphasie''. Diese Bezeichnung ist unter dem lokalisatorischen Aspekt gewählt, da die Sprachstörung neben der primären Hörrinde verursacht wird.
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...ist.
DÉJÉRINE (1906) verwendet für dieses Störungsbild zu unrecht den Terminus ``Totalaphasie''.
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...werden.
GOODGLASS (1993) präsentiert eine ganze Reihe von agrammatischen Symptomen wie pseudoagrammatism, telegraphic agrammatism oder intermitted agrammatism. Allerdings führt er nicht weiter aus, was die einzelnen Symptome voneinander unterscheidet.
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...Aphasiologie'',
Die Kognitive Linguistik will im Gegensatz zur linguistischen Aphasiologie selbst über den Rekurs pathologisch gestörter Sprache einen theoretischen Beitrag über die Funktionsweise der intakten Sprachverarbeitung leisten. Linguistische Aphasiologie ist hingegen bemüht, einzig aphasische Symptome anhand von schon bestehenden linguistischen und psycholinguistischen Theorien zu analysieren. Letztere wendet theoretisches Wissen an, erstere will neues liefern.
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...werden.
Werden aphasische Fehlleistungen in einzelnen Komponenten des normalen Sprachverarbeitungsmodells lokalisiert, ist von einer funktionalen Läsion die Rede, da diese Art der Läsion ohne direkten neuronalen Bezug zu verstehen ist.
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...geklärt.
Kapitel 2 liefert einen Einblick in die neurophysiologischen Grundannahmen.
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...enthält.
AITCHISON (1997) beispielsweise verwendet den Begriff ``mentales Lexikon'', um den menschlichen Wortspeicher zu kennzeichnen. SCHWARZ (19962) bezeichnet mit ``mentalem Lexikon'' den Teil des Langzeitgedächtnisses, der sämtliche Informationen über Wörter einer Sprache gespeichert hat.
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...Wortes.
Die Größe der lexikalischen Einheiten, die von Wortfindungsstörungen betroffen sind, ist in der psycholinguistischen Forschung ein vieldiskutiertes Problem. Noch unbeantwortet ist die Frage, ob nur monomorphematische Einheiten, d.h. aus einem einzigen Morphem bestehende Wörter, die aber mehrere Silben haben können (z.B. Margarine), oder ob auch polymorphematische Einheiten im Rahmen des Sprachverarbeitungsprozesses aus dem Lexikon abgerufen werden. Zum einen könnte angenommen werden, daß nur einzelne Morpheme als kleinste bedeutungstragende Einheiten im Lexikon repräsentiert sind und daß schließlich nachträglich ``postlexikalisch'' im Lexikon Prozesse stattfinden, die die polymorphematischen Einheiten zusammenfügen. Zum anderen kann aber auch angenommen werden, daß im Lexikon morphologisch komplexe Einheiten repräsentiert sind. Wie komplex diese Einheiten jedoch maximal sein sollen, ist unklar. KELTER (1990) beispielsweise hat in ihrer Darstellung nur eine sehr vage Vorstellung von den elementaren Bedeutungseinheiten.
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...1988).
POECK et al. (1974) versuchten aber gerade die amnestische Aphasie aufgrund ihrer besonderen Ersatzstrategien bei Wortfindungsstörungen von der Wernicke-Aphasie abzugrenzen, was sich nach LEUNINGER (1987) als methodologisch und empirisch problematisch herausstellte.
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...Versprecher
Bei Sprachgesunden finden sich auch Fehler, die bei gehäufter Anwendung den Eindruck erwecken, der Sprecher sei sehr ungebildet, da er meist bei Fremdwörtern klanglich ähnliche Wörter aus Unkenntnis oder Absicht verwechselt (z.B ``Krematorium'' für Kuratorium (Beispiel von BUSSMANN 19902:467). FAY/CUTLER (1977) bezeichnen diese Wortschöpfungen nach einer englischen Romanfigur (Mrs. Malaprop) als Malapropismen.
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...Montagefehler
Hier liegen Versprecher wie ``Kermostanne'' für Thermoskanne oder ``Vortrittsanlasung'' für Antrittsvorlesung vor. Dabei werden die richtigen Einheiten nur falsch zusammengesetzt (Versprecherbeispiele von LEUNINGER 1996).
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...hat.
Ob die Annahme eines Lexikons für Funktionswörter haltbar ist, kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht beantwortet werden. Selbst GARRETT (1982) weist auf die Problematik hin, da man nicht genau weiß, welche Prozesse genau bei der syntaktischen Planung ablaufen.
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...arbeitet.
Der kognitionswissenschaftlich orientierte Sprachwissenschaftler Dr. Michael Schecker, der Mitbegründer der ``oberrheinischen Arbeitsgemeinschaft Kognitionswissenschaften'' (OAG Kognition) und Mitherausgeber der Reihe ``cognitio - Kognitions- und neurowissenschaftliche Beiträge zur natürlichen Sprachverarbeitung'' ist, gibt folgenden Kommentar über die Habilitationsschrift Neurobiologie der Sprache von PULVERMÜLLER (1996):
,45cm ``Neurobiologie der Sprache''. Was ist das für ein Buch? Vorweg: Es ist ein wichtiges Buch, es ist ein faszinierendes Buch, es ist ein ärgerliches Buch.
(SCHECKER 1998:1)
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...Computertomographie (CT),
Mit diesem bildgebenden Verfahren kann allerdings nur der Ort der Gehirnschädigung lokalisiert werden, nicht die Aktivität einzelner Gehirnareale.
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...haben.
Das bildgebende Verfahren MRT ist in einigen wesentlichen Punkten dem PET vorzuziehen. Beispielsweise konnte durch MRT die zeitliche Auflösung von mehr als zehn Sekunden bei PET auf weniger als eine Sekunde reduziert werden. Das ist eine bedeutende Verbesserung, da man annimmt, daß psychische Prozesse in weniger als einer Sekunde ablaufen (vgl. POSNER/RAICHLE 1994).
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...Gehirnhälfte.
POECK (1997:39) warnt aber vor einem übereilten Schluß, die rechte Hemisphäre sei auch für Funktionen des Sprachverständnisses zuständig. Er schließt nicht aus, daß die rechte Hemisphäre vielleicht nur mit begleitenden akustischen Funktionen zu tun hat. Weitere Aufschlüsse geben Untersuchungen an Split-Brain-Patienten.
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...beanspruchen.
Beispielsweise ist das Broca-Gebiet bei der Entscheidung aktiv, ob sich zwei vorgesprochene Silben reimen oder nicht. POECK (1997:40) vermutet, daß bei solchen Aufgaben eine subvokale Artikulation stattfindet, d.h. ein stummes Mitsprechen vollzogen wird.
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Während die Neurowissenschaftler (namentlich: Neurophysiologen) mit den biologischen Begriffen wie Neuronen, Aktionspotential oder Synapsen arbeiten, benutzt beispielsweise die Kognitive Linguistik mentalistische Begriffe wie Symbol oder Wissensstruktur. SCHNELLE (1994) gibt zudem Auskunft über die Unterschiede in Inhalt, Methodik und Problembewußtsein von Linguistik und den Neurowissenschaften.
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...sind.
In den modernen neurobiologischen und neuropsychologischen Lehrbüchern wird heute aber noch relativ kritiklos das Modell von MACLEAN (1990) wiedergegeben. In diesem Modell wird davon ausgegangen, daß das Gehirn des Menschen sich entsprechend der stammesgeschichtlichen Entwicklung in drei Bereiche gliedert: In ein Reptiliengehirn, das den Hirnstamm (verlängertes Mark, Brücke, Mittelhirn, Zwischenhirn) umfaßt und für Muskelbewegungen und Instinkte zuständig ist; in ein primitives Säugergehirn, welches das limbische Gehirn umfaßt und für Gefühle und Triebe verantwortlich ist; und schließlich in das für den Menschen typische Säugergehirn, das den Neokortex beinhaltet und für alle höheren mentalen Fähigkeiten des Menschen verantwortlich ist. Doch die zentrale Aussage dieses Modells, daß es nur wenig anatomische Verbindungen zwischen dem primitiven und dem entwickelten Säugergehirn, also zwischen limbischem System und Neocortex gibt und dies der Grund dafür sei, daß es uns schwer fällt, Affekte und Emotionen rational zu steuern (ROTH 19964:182), stellt sich als falsch heraus (vgl. NIEUWENHUYS et al. 1991).
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...Großhirnrinde.
Neben den afferenten, sensiblen Fasern (Axone), die Informationen an das Gehirn herantragen, gibt es auch motorische, hinaustragende (efferente) Fasern, die Steuersignale vom Gehirn in die Peripherie leiten.
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...(Kortex)
Seit Ende des 18. Jahrhunderts werden von Anatomen die mentalen Fähigkeiten des Menschen im Kortex angesiedelt. Der englische Neurologe John Hughlings Jackson (1835-1911), der von vielen als Begründer der modernen Neurologie angesehen wird, entwickelte die Lehre vom assoziativen Kortex als dem Sitz der höchsten Hirnzentren. Verletzungen in diesen Regionen bedeuteten für Jackson den Verlust der Kontrolle des Verhaltens und die Übernahme durch ältere und primitivere Zentren, den subkortikalen Zentren. Dieses neurologische Konzept war mit einem bestimmten politischen Weltbild verbunden. Das Gehirn spiegelte den Regierungsapparat des Landes wider und eine Hirnschädigung entsprach dem Verlust herausragender Menschen. Die unbeschädigten primitiveren Hirnzentren wurden mit dem gemeinen Volk gleichgesetzt und gelangten durch die Hirnerkrankung an die Macht. Diese Anschauung gilt heute als überholt und falsch.
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...Sprachzentren.
GESCHWIND/LECITSKY (1968) haben nach Entfernung des Frontal- und Parietallappens beider Hemisphären bei 100 von ihnen untersuchten Gehirnen entdeckt, daß bei 65% der Gehirne eine Vergrößerung eines Teils des linken Gyrus temporalis superior, also in der Gegend des Wernicke-Sprachzentrums vorlag. Diese Region wird auch als das Planum temporale bezeichnet und befindet sich in direkter Nachbarschaft zum primären auditorischen Zentrum, dem Heschlschen Gyrus. In 11% der untersuchten Gehirne konnte allerdings ein größeres Planum Temporale auf der rechten Seite festgestellt werden. Immerhin wiesen die restlichen 24% der menschlichen Gehirne eine annähernde Gleichheit auf. Eine eindeutige spezielle anatomische Struktur in der sprachdominanten Hemisphäre kann bis in die heutige Zeit nicht vollständig nachgewiesen werden. POPPER/ECCLES (19965:360) weisen darauf hin, daß noch keine detaillierte mikroskopische Analyse der kortikalen Strukturen von Sprachzentren vorliegen.
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...Gehirnhälften
Heute hat sich die Ansicht über die Verwendung des Terminus ``Dominanz'' bezüglich einer Hirnhälfte geändert. Gebräuchlich wird die Rede von einer Überwertigkeit einer Hirnhälfte (vgl. LEISCHNER 19802).
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...Auges,
Die linke Gehirnhälfte kontrolliert die rechte Körperhälfte und die rechte Gehirnhälfte kontrolliert die linke Körperhälfte, so daß kontralaterale Verbindungen zwischen den Gehirnhälften und den einzelnen Körperteilen des Menschen vorliegen.
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...Hören,
Der dichotische Hörtest ist ein auf BROADBENT (1954) zurückgehendes Dichotic-Listing-Verfahren.
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...sind.
POPPER/ECCLES (19965) verweisen auf den enormen Zuwachs potentieller Probanden und betonen, daß dadurch gesichertere Untersuchungsergebnisse möglich sind als durch Untersuchungen kranker Gehirne.
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...``left-ear-advantage'' (LEA).
Diese Effekte wurden erstmalig von KIMURA (1967) entdeckt und interpretiert.
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...Split-Brain-Operationen
Bei diesen Operationen wird bei Patienten, die unter einer schweren, nicht anders einzudämmenden Epilepsie leiden, der Balken, der beide Hemisphären verbindet, durchtrennt. Der Balken, das Corpus callosum, ist die größte von mehreren Nervenfaserbahnen (Kommissuren), die wie eine Datenautobahn zwischen den beiden Hemisphären vermittelt (GAZZANIGA 1998:84). Der Balken ist zwar die mächtigste neuronale Verbindung zwischen den beiden Seiten, aber es gibt noch einige andere Kommissuren, die nach dem geschilderten Eingriff weiterhin intakt bleiben. Die Split-Brain-Forschung vermittelt aber stets den Eindruck einer kompletten Durchtrennung beider Hemisphären und setzt somit die Unmöglichkeit eines Informationsaustauschs zwischen den Hemisphären voraus. Nach GAZZANIGA (1998:84) kann aber von irgendeiner Verbindung über die kleineren Kommissuren zwischen beiden Hemisphären ausgegangen werden. Diese Tatsache und die Kritik von HEESCHEN/REISCHIES (19902), der Annahme anderer sprachlicher Lateralisierungsverhältnisse bei Split-Brain-Patienten als bei Gehirngesunden, da diese Patienten ja meist vor der Operation über Jahre hinweg ausgedehnte epileptische Anfälle erleiden, führen bei einigen Wissenschaftlern zu der Einsicht, die Split-Brain Daten bezüglich der sprachlichen Fähigkeiten in der scheinbar völlig isolierten rechten Gehirnhälfte nicht zu überschätzen, oder sogar völlig fallenzulassen. SPRINGER/DEUTSCH (19984:47) betonen aber, daß es bisher noch keine wissenschaftlichen Beweise für die Annahme einer strukturellen und funktionellen Umorganisation des Gehirns durch epileptische Anfälle gibt. Vor diesem Hintergrund sollten sicherlich die Befunde an Split-Brain-Patienten nicht allzu vorschnell auf gesunde Menschen übertragen werden, aber ganz auf die Split-Brain-Forschung zu verzichten, lehnen beispielsweise SPRINGER/DEUTSCH (19984) rigoros ab.
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...Split-Brain-Patienten
Ausführliche Beschreibungen der Experimente bei Split-Brain-Patienten sind bei SPRINGER/DEUTSCH (19984) nachzulesen.
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...Kompetenzen
Die von vornherein kaum vorhandene Produktionsfähigkeit der rechten Hemisphäre weist bei Patienten, deren linke Gehirnhälfte operativ entfernt wurde, bessere expressive Sprachleistungen auf als bei Split-Brain-Patienten. HARTJE (1982) nimmt an, daß der komplette Verlust der linken Hemisphäre einfaches Sprachpotential in der rechten Hemisphäre wachruft.
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...verarbeitet.
Eine verminderte Asymmetrie für gebräuchliche konkrete Wörter ist auch bei den dichotischen und tachistoskopischen Experimenten an Sprachgesunden beobachtet worden. Beim dichotischen Hörtest konnte bei konkreten Begriffen ein LEA-Effekt, bei abstrakten ein REA-Effekt verzeichnet werden. Mit der VHF-Methode konnte eine eindeutige Überlegenheit der rechten Gesichtsfeldhälfte für hochfrequente abstrakte Substantive festgestellt werden. Für hochfrequente konkrete und ungebräuchliche (niederfrequente) abstrakte Substantive konnte dieser Effekt nicht beobachtet werden (vgl. ENDER 1994).
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...Natrium-Amytal-Lösung
Gewöhnlich wird diese Injektion in eine bestimmte Arterie gespritzt, um die sprachdominante Hemisphäre zu bestimmen. Diese experimentelle Bestimmung wird als Wada-Test bezeichnet.
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...Tabuwörter
Der französische Dichter Baudelaire konnte als Global-Aphasiker nur noch automatisiert den Fluch sacre nom de Dieu oder eine verkürzte Variante wie cre nom nom äußern (vgl. LEBRUN 1985).
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...Intonation
Patienten mit einer rechtshemisphärischen Läsion sprechen häufig mit einer wenig differenzierten Tonhöhe, ebenso haben sie Probleme, die emotionale Tönung in der Sprache anderer zu beurteilen. Auch fügen sie ihren Äußerungen Zusätze hinzu, sobald sie bemerken, daß ihre Sprache nicht ausdrucksvoll oder emotional genug ist. Das von SPRINGER/DEUTSCH (1998:155) angeführte Beispiel von ROSS/MESULAM (1979) Ich bin wütend (und das meine ich ernst), zeigt den in Klammern gesetzten verbalen Ausdruck, der hinzugefügt wird, um den momentanen Zustand stärker zu betonen.
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...beobachtet.
Im Unterschied zum Thalamus sind die Stammganglien bzw. die Basalganglien als sprachverarbeitende Struktur noch umstritten. ZIEGLER (1997:134) diskutiert in seinem Aufsatz, die Rolle der bei der Sprachproduktion möglicherweise beteiligten Stammganglien, denen nämlich in den letzten Jahren besondere Beachtung zukommt.
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...Perseverationen.
Perseverationen äußern sich durch häufiges Wiederholen desselben Lautes oder Wortes. Diese gestörte Sprachproduktion ist auch bei Wernicke-Aphasikern zu beobachten.
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...1995).
Auch stereotaktische Reizversuche an bestimmten Thalamuskernen konnten den Sprachablauf beeinträchtigen.
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...``Zündung''
Es kann der Begriff Zündung für den Aktivierungsprozeß verwendet werden, weil dieser explosionsartig vor sich gehen dürfte (PULVERMÜLLER 1996:24). Ein Regulationsmechanismus sorgt aber dafür, daß nicht zu viele Assemblies gleichzeitig zünden, also aktiv sind. Ein solcher ``Schwellen-Kontroll-Mechanismus'' verhindert im gesunden Gehirn epilepsieähnliche Zustände (vgl. BRAITENBERG/SCHÜZ 1989).
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...auf.
PULVERMÜLLER (1996) weist in seiner Habilitationsschrift ausdrücklich darauf hin, daß das Hebbsche Modell auf gehirntheoretischen Hypothesen basiert. Prinzipiell ist es für ihn aber möglich, daß die Annahme von Cell Assemblies eine Erklärung neurologischer, neuropsychologischer, psycholinguistischer und psychophysiologischer Daten erlaubt (PULVERMÜLLER 1996:25).
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...Stimmhaftigkeit/Stimmlosigkeit.
Ob die ``Distinctive Feature-Neuronen'' einzig auf akustische Sprachreize und nicht auch auf nicht-sprachliche Reize reagieren, bleibt zu klären.
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...bezeichnet.
In Abschnitt 3.2 wird auf diese Komponente näher eingegangen.
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...Elektroenzephalogramm (EEG)
Bei dieser Technik werden dem Probanden nach einem standardisierten Schema auf der Schädel-(Skalp-) Oberfläche Elektroden angebracht. Während der Verarbeitung beispielsweise akustisch präsentierter Wörter werden im Gehirn Neuronengruppen aktiviert, die elektrische Felder erzeugen und von den Elektroden in Form von elektrischen Potentialen im EEG gemessen werden können. Im EEG spiegeln sich im Wesentlichen die erregenden synaptischen Potentiale (EPSP) der Pyramidenzellen wider. Die durch den Stimulus ausgelöste elektrische Aktivität bezeichnet man als ereignis-korreliertes Potential (EKP).
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...N400-Effekt
Bei der N400 handelt es sich um eine phasische Negativierung im EEG, die zwischen 250 und 600 ms nach dem Beginn einer Reizdarbietung auftritt und mit maximaler Amplitude etwa 400 ms nach der Darbietung eines auslösenden Ereignisses registriert werden kann. Diese Negativierung ist über den posterioren Regionen, genauer im parieto-temporalen Bereich der Kopfoberfläche größer als über den anterioren Regionen (vgl. KUTAS/HILLYARD 1989).
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...Bild
Laut REUTER et.al (1994) häufen sich die Befunde, nach denen die N400 nicht ausschließlich einen linguistisch-semantischen Suchprozeß widerspiegelt. An die N400 scheinen eher allgemeinere kognitive Funktionen gebunden zu sein, wobei es keine Rolle spielt, ob Bilder, Gesichter oder Wörter klassifiziert werden.
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...1999:13).
Einen guten Einblick in die Befunde der N400 Komponente im EEG liefert der Aufsatz von RÖSLER/HAHNE (1992). Die aus dem EEG extrahierten ereignis-korrelierten Potentiale stammen überwiegend von sprachgesunden Versuchspersonen. Die ERP-Methode kann aber auch zur Erforschung von Aphasien eingesetzt werden und eine erfolgversprechende Methode in der Sprachtherapie sein (vgl. BUNSE 1999).
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...Verben
Beispielsweise wäre bei einem Handlungsverbum wie gehen ein Zusammenschluß von Neuronen auch aus dem motorischen Kortexgebiet zu erwarten, da seine Bedeutung eng in Verbindung mit Körperbewegungen steht (vgl. PULVERMÜLLER 1996).
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...Abstrakta.
An dieser Stelle möchte ich auf die Funktionswörter (wie der, ist, daß, deshalb) hinweisen, die eine eng umgrenzte Assembly-Verteilung im Gehirn repräsentieren. Da die Funktionswörter mit syntaktischer Funktion unabhängig vom Auftreten bestimmter sensorischer Reize verwendet werden, ist ihre kortikale Verteilung im perisylvischen Kortex lokalisiert und stark nach links lateralisiert (PULVERMÜLLER 1996:35). Es sind keine aktivierten Neuronen außerhalb der sprachrelevanten perisylvischen Region zu erwarten.
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...nennen.
Diese Patienten leiden nicht wie der Mann aus SACKS (19952) wahrer Beschreibung Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte unter einer Gesichtsagnosie oder Prosopagnosie. Sie sind weiterhin in der Lage, Gesichter und ihr eigenes Gesicht im Spiegel zu erkennen.
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...Bedeutung.
Dieser Satz kann nicht widerspruchsfrei gelten. Die dichotomische Zweiteilung von ``bedeutungstragend'' für Appellativa und ``bedeutungslos'' für Propria scheint nicht generell zuzutreffen. So verfügen Eigennamen zumindest über eine konnotative Bedeutung, wie das Beispiel von MÜLLER/KUTAS (1997) für den Eigennamen Mekka zeigt: Die Hannover Messe ist das Mekka der Maschinenbauer. Auch Ergebnisse aus Verhaltensstudien belegen, daß Propria über Bedeutung verfügen. Bei Probanden, die die Attraktivität abgebildeter Personen auf Photos einstufen sollten, konnte ein Einfluß des jeweils angegebenen Vornamens festgestellt werden (vgl. ERWIN 1993).
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...untersucht.
Als Stimuli dienten akustisch präsentierte Sätze. Die Appellativa und Propria standen jeweils am Satzanfang.
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...Appellativa.
Es konnte gezeigt werden, daß die beiden Wortklassen in der Anfangsposition gesprochener Sätze Amplituden-Unterschiede nach nur 125 ms im ERP bewirken.
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...werden.
Die Probanden mußten visuell dargebotene Objekte, die die drei Wortklassen repräsentieren, benennen. Auf diese Weise sollte der Abruf von Wörtern getestet werden.
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...Sprachgestörten
Unter der Annahme der Fraktions- und Transparenzhypothese nach CARAMAZZA (1984) sind Aussagen auch bei Aphasikern möglich. Die Erläuterung zu den beiden Hypothesen befindet sich in Abschnitt 1.2.
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...Genetik
Da in dieser Arbeit die Genetik nicht weiter thematisiert wird, folgt eine kurze Einführung in dieses Prinzip. Die Genetik, die als das dritte Prinzip eines informationsverarbeitenden Systems von Bedeutung ist, soll Auskunft über die Entstehung von Systemen geben. Für die Entstehung eines Systems ist das Prinzip der Aktualgenese relevant. In Bezug auf die Klinische Linguistik spielen dabei zwei verschiedene Organisationstypen von Aktualgenese eine entscheidende Rolle: die ``Selbstorganisation'' und die ``Fremdorganisation''. Ein natürliches System wird durch Selbstorganisation geschaffen, ohne daß eine zielgerichtete Einwirkung anderer Systeme stattfindet. Es gibt aber auch Systeme, die durch Fremdorganisation entstehen oder neu umgeformt werden können. Der Mensch beispielsweise kann durch Fremdorganisation, d.h. durch zielgerichtetes Eingreifen, Systeme verändern. Nach RICKHEIT/STROHNER (1992:17) ist die menschliche Sprachverarbeitung zweifellos ein Produkt von Selbst- und Fremdorganisation, das auf die Inputs der Umwelt angemessen reagieren muß. Aphasiker beispielsweise bedürfen der Fremdorganisation. Anhand sprachtherapeutischer Maßnahmen sollen die aphasischen Patienten ihre Sprachstörung überwinden oder ihre Sprachprobleme durch Ersatzstrategien kompensieren. Sprachtherapeuten verfolgen daher das Ziel, von außen zielgerichtet auf die Sprachverarbeitung aphasischer Patienten einzuwirken.
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...Ebene
Die Ebeneneinteilung von A. Weranis Modell orientiert sich am Modell von ENGELKAMP (19912), das eine konzeptuelle und eine sensumotorische Ebene postuliert.
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...Zwei-Stufen-Modell
Im folgenden wird die Standardversion des Zwei-Stufen-Modells nach MORTON (1984) vorgestellt. Die Abbildung 12 zeigt die erweiterte und überarbeitete Version nach LEVELT (1989), das von DE BLESER (1997) als Lemma-Modell bezeichnet wird.
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...ist.
Hier wird die Vorstellung von DE SAUSSURE (19672) - Ausdruck und Bedeutung eines sprachlichen Zeichens entsprechen einem Blatt Papier, dessen Vorderseite dem Denken (= la pensée) und dessen Rückseite der Lautkette (= le son) entspreche - aufgegeben. Das Beispiel vom Zerschneiden eines Blattes Papier verdeutlicht das Bild für die angebliche untrennbare Einheit von Bedeutung und Ausdruck. Da die Vorderseite nicht zerschnitten werden kann, ohne auch die Rückseite zu zerschneiden, ist es nach Ferdinand de Saussure ebensowenig möglich, die Inhaltsseite von der Ausdruckseite und umgekehrt zu isolieren. Sowohl die Wortfindungsstörungen bei Aphasikern als auch die Versprecher bei Gesunden weisen aber auf eine Trennung von Bedeutung und Ausdruck hin (s. Abschnitt 1.3).
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...Ebene)
DELL(1988) postuliert drei Ebenen mit den dazugehörigen Einheiten. Die ``semantic features'' sind auf der konzeptuellen Ebene, die ``lexical nodes'' auf der semantischen Ebene und die ``phonological segment node'' auf der phonologischen Ebene netzartig angelegt.
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...fortpflanzen.
Die Vertreter der interaktiven Theorie nehmen aber nicht nur erregende Aktivierung im Netzwerk an, sondern auch hemmende Aktivierung (Inhibition). Hier kann ein Bezug zu den erregenden und hemmenden Synapsen hergestellt werden (s. Abschnitt 2.2).
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...ab.
Ein Sprecher kann sich während seiner Rede beispielsweise Gedanken über Zwischenrufe seiner Kommunikationspartner auf der konzeptuellen Ebene bilden und diese in seine Äußerung einbinden.
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...vorherrschend.
Interaktive Theorien hingegen sind bisher nur vereinzelt, insbesondere von der Philadelphia-Forschungsgruppe um Gary Dell vertreten worden. Im deutschsprachigen Raum ist SCHADE (1992) als Vertreter des Konnektionismus zu erwähnen.
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...entwickeln.
Aus der klinisch-neuropsychologischen Forschung werden die Modelle von ELLIS/YOUNG (1991) und BLANKEN (1988) in das Modell von WERANI (1997) eingearbeitet. Aus der psycholinguistischen Forschung entnimmt WERANI (1997) relevante Modelldarstellungen aus dem Modell von AITCHISON (1997) und dem Sprachverarbeitungsmodell von LEVELT (1989). Die multimodale Gedächtnistheorie von ENGELKAMP (19912) fließt ebenfalls mit in ihr Modell ein. Weiterhin werden ein pragmatisch-konzeptueller Apparat, ein Formulierungs- und Artikulationsapparat, wie es BLANKEN (1988) vorschlägt, angenommen.
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...``Logogenmodell''.
Zur Geschichte dieses Modells ist anzumerken, daß es Ende der 60er Jahre von J. Morton entwickelt wurde. Ursprünglich verwies das Kunstwort ``Logogen''
,45cmauf eine funktionale Einheit der Wortverarbeitung, die sich aus charakteristischen Komponenten eines Wortes zusammensetzt. Hierbei waren sowohl semantische als auch akustische, verbalgraphische und artikulatorische Aspekte einbezogen.
(KOTTEN 1997:29)
MORTON (1980) beschreibt etwa zehn Jahre später die charakteristischen Komponenten eines Wortes als gesonderte Verarbeitungsstufen. Unter diese Teilkomponenten fallen z.B. die Eingangs- und Ausgangslexika. Diese Verarbeitungsstufen sind in dem Modell von WERANI (1997) graphisch dargestellt.
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...``Antizitat''
Unter dem Terminus ``Antizitat'' ist die gewollte Entstellung eines berühmten Zitats zu verstehen. MIEDER (1997) beschreibt den Terminus ``Antisprichwort'' anschaulich:
,45cm Zitierte man früher die Klassiker mit Ernst und Überzeugung, so wird heute humorvoll oder satirisch mit dem vielzitierten Gedankengut gespielt. Den ehemals ``geflügelten Worten'' sind die Flügel gestutzt worden [...].
(MIEDER 1997:3)
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...(1976)
Im nächsten Abschnitt wird auf die Prototypentheorie näher eingegangen.
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...Lexikon
AITCHISON (1997:303) kommt zusammen mit ihren Mitarbeitern zu dem Schluß, daß der Begriff ``mentales Lexikon'' im zunehmenden Maße einen falschen Eindruck von Starrheit hinterläßt. Dieser Begriff vermittelt den Eindruck, daß der menschliche Geist wie ein Lexikon aufgebaut ist, das aus knappen und klaren Definitionen besteht.
,45cmDas Gewimmel von aufblitzenden und wieder verblassenden lexikalischen Verbindungen im Kopf ist weit entfernt von dem, was wir uns normalerweise unter einem Wörterbuch oder Lexikon vorstellen.
(AITCHISON 1997:300f.)
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...System.
Befunde aus der Gedächtnisforschung belegen, daß unstrukturierte Daten bedeutend schwerer behalten werden können als strukturierte Daten (vgl. BADDELEY 1990).
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...Lexemebene).
Traditionelle linguistische Modelle des Lexikons setzen drei Informationseinheiten für die Bestimmung eines Lexikoneintrags an: eine phonologische Form, eine Bedeutungsstruktur und die syntaktisch- morphologischen Informationen wie beispielsweise Wortart und Genus, Subkategorisierung von Verben usw. W.J.M. Levelt geht davon aus, daß diese dritte Informationsebene eine bedeutende Rolle bei der Wortverarbeitung spielt, und daß das syntaktisch spezifizierte Wort, wie beispielsweise die Bestimmung der Wortart, das sogenannte Lemma, sich auf einer Ebene zwischen dem lexikalischen Konzept und der phonologischen Form befindet. Demnach werden vier Informationseinheiten zur Bestimmung eines Wortes benötigt: die semantische, die syntaktische, die phonologische und morphologische Information.
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...Ebene.
Bei DAMASIO/DAMASIO (1994) sind die Lemmata als lexikalische Vermittlungsstrukturen im Gehirn, besonders im linken Schläfenlappen lokalisiert (s. Abschnitt 2.3). PET-Untersuchungen von DAMASIO et al. (1996) bekräftigen die Annahme, daß der Abruf verschiedener Wortklassen von verschiedenen Regionen des linken Schläfenlappens vermittelt wird. Läsionen im linken Schläfenlappenpol führen zum anomalen Abruf von Eigennamen. Weiter hinten erfolgte Läsionen hingegen führen zum fehlerhaften Abruf von ganz spezifischen Gattungsbezeichnungen.
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...sind.
Jean Aitchison verwendet die Bezeichnung Ko-Hyponym nicht, da es häufig schwierig erscheint, einen Oberbegriff zu finden.
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...Lexikons
Vielleicht ist der Begriff ``semantisches Gedächtnis'' durch seine inhaltliche Neutralität besser geeignet als der auf die interne Struktur voreilig weisende Begriff ``semantisches Lexikon''. Das ``semantische Gedächtnis'' ist ein von QUILLIAN (1966) eingeführter Terminus, der den Aufbau des Wortspeichers zum Thema hat. TULVING (1972) dient der Terminus ``semantisches Gedächtnis'' als Abgrenzung zur nicht-sprachlichen Gedächtnisart, dem episodischen Gedächtnis. In dieser Arbeit entspricht die konzeptuelle Ebene dem episodischen Gedächtnis.
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...aufstellte.
Um die Jahrhundertwende wurden viele Wortassoziationstests durchgeführt. Bei diesen Tests wurden Probanden aufgefordert, zu einem vorgegebenen Wort das erste ihnen in den Sinn kommende Wort zu nennen. Dabei stellte sich heraus, daß die meisten Versuchspersonen in relativ einförmiger Weise reagierten. Vor diesem Hintergrund kann angenommen werden, daß nicht jeder Sprecher über ein ganz individuelles semantisches Ordnungssystem verfügt, sondern Gemeinsamkeiten bei assoziativen Strukturen vorliegen.
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...gegliedert.
PORZIG (1934) erweitert diese Relation, indem er syntagmatische Relationen, wie zum Beispiel Hund-bellen, Ohr-hören postuliert. Demnach sind auch semantisch ähnliche Wörter unterschiedlicher Wortarten verbunden abgespeichert.
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...worden.
In der Tradition der strukturalistisch orientierten Semantik stellen die Theorie des Wortfeldes von TRIER (1931) und die Theorie der semantischen Relationen von LYONS (1963) äußerst einflußreiche Arbeiten dar.
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...(Opposition)
Unter dem binären Kontrast werden beispielsweise die semantischen Relationen, wie graduelle Opposition (Antonymie) schlecht/besser/gut, Kontradiktion ledig - verheiratet, lebendig - tot und konverse Opposition Arzt - Patient angenommen. Letztere semantische Beziehung liegt vor, wenn die eine sprachliche Einheit eines Paares die andere Einheit voraussetzt.
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...werden.
Wortassoziationsexperimente haben ergeben, daß die Versuchspersonen vier verschiedene Typen von semantischen Relationen zwischen Stimuluswort und Wortreaktion favorisieren. Die vier angeführten Typen sind nach AITCHISON (1997) die häufigsten Antwortreaktionen von den Probanden, wobei die Koordination zu dem häufigsten Typ von Antwort zählt, gefolgt von Kollokation, Überordnung und Synonymie.
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...definiert.
Nach KATZ/FODOR (1963) sind die Wortbedeutungen in Komponenten bzw. Merkmale zerlegbar. Wörter sind bedeutungsähnlich, sobald sie über eine Menge derselben mentalen Konzepte verfügen. KATZ/FODOR (1963) unterscheiden zwei semantische Merkmaltypen: ``markers'' und ``distinguishers''. Die semantischen ``marker'' kennzeichnen die einem Wort notwendig zukommende Bedeutung. Die semantischen ``distinguishers'' hingegen markieren die zusätzliche Information. Im Unterschied zu den psychologischen Modellvorstellungen des semantischen Gedächtnisses trennen die Linguisten eindeutig zwischen allgemein-konzeptuellem und spezifisch-sprachlichem Wissen. Die Grenze zwischen den beiden Merkmaltypen ist jedoch völlig willkürlich gesetzt.
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...anzusehen.
Unter dem mentalistischen Ansatz spiegeln die semantischen Merkmale
,45cmnicht direkt Objekteigenschaften der Wirklichkeit wider, sondern repräsentieren vielmehr die Grunddispositionen der Denk- und Wahrnehmungsstruktur des menschlichen Organismus.
(SCHWARZ/CHUR 1993:42)
Beide Autorinnen weisen aber eindeutig darauf hin, daß ihre psychologische Realität noch nicht eindeutig geklärt ist.
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...Tabellen
Die in den Abbildungen 15-16 vorgestellten Wortbeispiele (3-1)-(3-3) und (3-6)-(3-9) stammen aus SCHWARZ/CHUR (1993), während die Beispiele (3-4) und (3-5) aus AITCHISON (1997) zitiert sind.
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...besteht.
Laut AITCHISON (1997) ist eine notwendige Bedingung erfüllt, wenn jedes einzelne unter Beispiel (3-1) angeführte semantische Merkmal einem Quadrat zukommt. Eine hinreichende Bedingung ist dann erfüllt, wenn alle zusammengenommenen notwendigen Merkmale ein Quadrat identifizieren und definieren.
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...dar.
Das berühmte Tassenexperiment von Labov (1973) bestätigt die Prototypentheorie. Labov ließ gezeichnete Gefäße benennen, die hinsichtlich Höhe und Breite einen allmählichen Übergang aufweisen. Dabei stellte sich heraus, daß fast alle Probanden ein abgebildetes Objekt als Tasse etikettierten, welches mit folgender repräsentativen Standardbedeutung umschrieben werden kann: Gefäß, mit Henkel, Höhe-zu-Breite-Verhältnis-1:1, Funktion: Man kann daraus trinken.
,45cmWir müssen also einen prototypischen Vertreter von Tasse gespeichert haben, der uns als Orientierungspunkt dient und uns hilft, auch nicht-typische Tassen kategorial einzuordnen.
(SCHWARZ/CHUR 1993:48)
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...1953).
Es ist äußerst schwierig oder sogar nahezu unmöglich, den inklusivsten, vollkommensten und allen Menschen gleichermaßen zukommenden Prototypen einer semantischen Kategorie zu etikettieren. Ein noch in diesem Abschnitt folgendes Zitat von AITCHISON (1997:87) zeigt anschaulich, welchen Einflüssen der Mensch bei der Bildung von Prototypen unterliegt.
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...besitzen.
Auch scheint das Phänomen, Wortbedeutungen in kleine Bedeutungskomponenten zu zerlegen, die Herangehensweise unserer eigenen Begriffserklärungen zu beschreiben. Die Wörterbücher listen ebenfalls kleine Bedeutungskomponenten auf, die bei unterschiedlicher Zusammensetzung verschiedene Wörter ergeben.
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...Modell
Bereits um die Jahrhundertwende ist eine Netzwerkstruktur als Organisationsprinzip des semantischen Gedächtnisses sowohl von dem brit. Naturforscher und Arzt Francis Galton (1822-1911) als auch von dem dt. Psychologen und Philosophen Wilhem Wundt (1832-1920) vorgeschlagen worden. COLLINS/QUILLIAN (1969) haben ein Netzwerkmodell vorgeschlagen, welches sowohl das Phänomen der hierarchischen Gliederung als auch den dynamischen Aspekt der semantischen Aktivierung beschreibt. Eine Grundannahme von Quillian bestand in der Auffassung, daß das menschliche Gedächtnis eine überwältigende Anzahl miteinander verbundener Konzepte enthält. COLLINS/LOFTUS (1975) haben dieses Modell weiter entwickelt. Aus aphasiologischer Sicht bietet dieses Modell heute effiziente Erklärungsmöglichkeiten sprachlicher Leitsymptome an.
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...Hemmprozeß
Dieser Hemmprozeß ist mit den in Abschnitt 2.2 beschriebenen inhibitorischen Synapsen vergleichbar.
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...bahnt.
In der internationalen Literatur wird dieses Phänomen als ``Semantic Priming'' bezeichnet. Im deutschsprachigem Raum finden sich für dieses Phänomen Begriffe wie ``Bahnung'', ``Voraktivierung'', ``Präaktivierung'' oder auch ``assoziative Aktivierung''.
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...willen!
Diesen Vorwurf muß sich auch SCHMIDT (1997) gefallen lassen, denn ihr Vorschlag eines an aphasischen Patienten durchzuführenden Benennexperiments, den Reaktionszeiteffekt mit Hilfe von unterschiedlich dargebotenen Objekten mit und ohne spezifische Farbe zu bestimmen, klammert die sozialen Aspekte des Sprachgebrauchs wie die kognitiv-emotionale Beziehung zwischen Sprecher und Gegenstand (DEUTSCH 1994:28) komplett aus.
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...Wortfindungsstörungen
Die bei Neil blockierte Antwortreaktion läßt sich auch häufig bei aphasischen Patienten beobachten.
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...Bildbenennung.
Als Objektbenennungen sollen laut EIKMEYER et al. (1995:108) sprachliche Ausdrücke verstanden werden, die Sprecher mit dem kommunikativen Ziel produzieren, einem Hörer die Identifikation eines Objektes zu ermöglichen.
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...bestimmen.
Seit Mitte der 70er Jahre interessiert sich die sprachpsychologische Forschung verstärkt für den Vorgang des Benennens als einen kognitiven Vorgang, der für den Sprachgebrauch so wichtig ist wie die Tür für die Benutzung eines Hauses (DEUTSCH 1994:18).
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...zukommen.
Es stellt lediglich ein Grundmodell dar, das im Verlauf der Untersuchung aphasischer Wortfindungsstörungen beim Bildbenennen modifiziert werden muß. Die in Kapitel 3 dargestellten Modelle nach MORTON (1984) und LEVELT (1989) verdeutlichen die unterschiedliche Kodierung von Bild und Wort. Der dort angeführte Terminus ``Piktogen'' beinhaltet die abstrakte Bildrepräsentation, die analog zur abstrakten Wortrepräsentation postuliert wird.
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...1997:16).
VISCH-BRINK et al. (1992) erwähnen das anwachsende Interesse einer genaueren Aufgliederung der Bildverarbeitungsroute. Im Brennpunkt dieser Diskussion sind dabei die von WARRINGTON/JAMES (1988) vorauszusetzenden zwei Stufen der semantischen Inputroute und ihre serielle Ordnung. Bei der Verarbeitung von Bildern und Objekten werden von diesen Autoren zwei Stufen unterschieden, die der Zuordnung einer funktionalen Bedeutung vorausgehen. Die erste Stufe beinhaltet die visuelle sensorische Verarbeitung, um Umrisse und die übrigen sichtbaren Bestandteile auseinanderzuhalten und die anschließende Stufe bearbeitet die perzeptuelle Kategorisierung, um ein kohärentes Perzept zu bilden (VISCH-BRINK 1992:209). Nach WARRINGTON/JAMES (1988) ist die zweite Stufe rein optional im Gegensatz zur Annahme von RIDDOCH/HUMPHREYS (1987), daß die Intaktheit der mental gespeicherten strukturellen Beschreibung der Objekte eine obligatorische Voraussetzung für die visuelle semantische Verarbeitung ist.
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...erzeugen.
Diese aktivierten semantischen Felder beeinflussen wiederum nach GOODGLASS/BAKER (1967) die Objektbenennung. Steht dem aphasischen Patienten beispielsweise die semantische Kategorie OBST nicht mehr zur Verfügung, kann der Betroffene zum Stimulusitem BANANE das geforderte Zielwort nicht mehr produzieren.
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...aus.
Die Darbietung von Objekten mit sowohl hochfrequenten als auch niederfrequenten Farben unterscheiden sich nicht in ihren Reaktionszeiten voneinander. Auch schwarz-weiß Strichzeichnungen unterscheiden sich nicht signifikant von den Reaktionszeiten bei präsentierten farbspezifischen Objekten in einer falschen Farbe (z.B. Stimulusitem: BANANE - Farbe: BLAU).
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...ist.
Unter der Annahme von inhibitorischer und exzitatorischer Aktivierung, wie es bei konnektionistischen Sprachproduktionsmodellen der Fall ist, kann die schnellere Reaktionszeit durch dargebotene Objekte mit übereinstimmender (kongruenter) Farbe wie folgt expliziert werden: Soll beispielsweise das Stimulusitem BANANE, das in seiner kongruenten Farbe GELB präsentiert wird, in einer Objektbenennungsaufgabe bestimmt werden, so wird über den Prozeß der Farbverarbeitung das Konzept von GELB aktiviert, während durch die Verarbeitung der anderen Objektinformationen das Konzept BANANE aktiviert wird. Aktivierungsfördernd erweisen sich die zusätzlichen exzitatorischen Informationsknoten für Farbe, die über das farbspezifisch dargebotene Objekt das BANANEN-Konzept voraktivieren, so daß der Schwellenwert, der für die Weitergabe von Aktivierung an lexikalische Prozesse überschritten werden muß, schneller erreicht wird (SCHMIDT (1997:188). Ein AUTO-Konzept, das über keine farbspezifische Information verfügt, stellt keine enge Verbindung zu einem Farbkonzept her.
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...Tassenexperiment
LABOV (1973) überprüfte ausgehend von seinem berühmten Tassenexperiment, inwieweit sich zusätzlich präsentierte funktionale Information bei der Kategorisierung der Objekte auf das sprachgesunde Benennverhalten auswirkt. Die Probanden waren aufgefordert, Gefäße zu benennen, die hinsichtlich perzeptueller Eigenschaften wie Gefäße mit/ohne Henkel und Tiefe/Breite variierten. Zusätzlich zum Stimulusitem TASSE beispielsweise wurde noch eine funktionale Information in Form eines Bildes hinzugefügt, auf dem der Vorgang des ``Kaffee-Einschenkens'' dargestellt wurde. Die sprachgesunden Probanden berücksichtigten bei einer nicht-prototypisch-bildlichen Darstellung von TASSE die funktionale Information. Bei der Darstellungen einer prototypischen TASSE brauchte der zusätzliche funktionale Kontext nicht beachtet zu werden. Bei der Präsentation eines untypischen Gefäßes hilft eine für das zu benennende Gefäß typische Information, um das Gefäß eindeutig zu bestimmen. Bezüglich der zu benennenden Stimuluswörter reagieren sprachgesunde Menschen sensibel auf charakteristische semantische Eigenschaften und schließen sie in ihren Benennvorgang ein.
Es kommt zu einem Prototypikalitätseffekt.
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...Kontext
Zum Stimulusitem GLAS beispielsweise diente als zusätzliche funktionale Information die Abbildung eines Krugs mit Eiswasser, aus dem Wasser in ein Gefäß floß.
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...abzuspalten.
In einem Experiment von GROSSMAN (1981), bei dem Aphasiker zu einem vorgegebenen Oberbegriff passende Unterbegriffe aufzählen sollten, stellte sich heraus, daß Wernicke-Aphasiker nicht wie Broca-Aphasiker prototypische Vertreter eines semantischen Feldes zuerst aufzählten. Im Gegenteil war die Aufzählung von Wernicke-Aphasikern durchsetzt von sowohl weniger prototypischen als auch von Nicht-Mitglieder des semantischen Feldes. Nach GROSSMAN (1981) verfügt dieser Aphasietyp nur über eine oberflächliche Vorstellung vom Kernbereich eines semantischen Feldes. Eine fehlende Differenzierung nach definierenden semantischen Merkmalen interpretieren GROBER et al. (1980) als möglichen Beweis und bekräftigen somit das Merkmalmodell von SMITH et al. (1974). Die unzureichende Verfügbarkeit semantischer Primitiva ist demnach verantwortlich für die semantische Störung von flüssig-sprechenden Aphasiepatienten. Ob dieser Theorie zugestimmt werden kann, wird im weiteren Verlauf dieser Arbeit noch thematisiert.
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...Paraphasien
Phonematische Paraphasien wie Einludungen statt EINLADUNGEN oder Tirnspitze statt TURMSPITZE werden in der vorliegenden Arbeit nicht weiter berücksichtigt. Abschnitt 4.6 behandelt formale Paraphasien, die als formbezogene Ganzwortfehler wie Tasse statt KARRE in Benennaufgaben ebenfalls beobachtet werden.
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...haben.
Im allgemeinen treten bei der aphasischen Objektbenennung neben semantischen und phonematischen Paraphasien diverse Antwortmuster wie Neologismen oder Perseverationen auf. Ausbleibende Benennleistungen werden im überwiegenden Maße bei globalen Aphasikern beobachtet. Allgemein kann festgehalten werden, daß der Abstand zwischen intendiertem Zielwort und Paraphasie mit der Schwere der Störung zunimmt.
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...Beziehung
Dieter Hillert unterscheidet in Anlehnung an die Terminologie von DE SAUSSURE (19672) zwischen paradigmatischen und syntagmatischen aphasischen Antworten in Benennungsaufgaben. Auch ist das Begriffspaar ``Unterscheider'' (distinguisher) versus ``Marker'' (marker) mit dieser Konzeption vergleichbar. Die Unterscheider sollen, im Gegensatz zu den Markern, diejenige Bedeutungsinformationen markieren, die Wörter nicht miteinander teilen. Sie lassen sich mit syntagmatischen Verknüpfungen vergleichen, weil sie situativ-kontextuelle Informationen berücksichtigen. Entsprechend sind Marker mit paradigmatischen Relationen zu vergleichen, weil sie eine Merkmalhierarchie ausdrücken. Die syntagmatischen Fehlreaktionen von Aphasikern werden im folgenden Abschnitt separat betrachtet.
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...ist.
Nach STACHOWIAK (1979) kommen bei Patienten in Benennungstests nur sehr selten Paraphasien vor, die zum Zielwort in binärem Kontrast stehen. In sprachtherapeutischen Übungen kann die Vorgabe eines opponierenden Wortes zu einem Lexem aber fördernd sein. STACHOWIAK (1979:52) beschreibt einen Aphasiker, der nach Vorgabe des zu vollendenden Satzes X ist nicht laut, sondern [...] das dazugehörige oppositionelle Lexem leise in seiner Sprache deblockieren konnte.
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...Paraphasien.
Diese beiden Typen von Paraphasien sollen nach HUBER et al. (1975) auf zwei Organisationsprinzipien im mentalen Lexikon hinweisen, welche dem gesunden Sprecher je nach Bedarf zur Verfügung stehen. Aber LEUNINGER (1986) wirft ein, daß es ganz ungeklärt zu sein scheint, ob man zwischen semantischen und situativ-referentiellen Verknüpfungen eine so scharfe Grenze ziehen kann, die ein Sondervokabular erfordern oder rechtfertigen würde.
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...Benennexperiment
Als Stimuluswörter dienten P. Vogels fünfzig schwarz-weiß Strichzeichnungen, die sich mit hoher Wahrscheinlichkeit auf die aphasischen Benennleistungen zusätzlich negativ auswirkten.
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...Periphrasieren
Aphasische Fehlleistungen, die zum intendierten Zielwort in einer klassifikatorisch-semantischen Beziehung stehen, können als Paraphasien bezeichnet werden, während Fehlleistungen mit referentieller Relation zum Stimuluswort als Periphrasien zu bezeichnen sind.
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...Fehlbenennungen
Die in Benennungsaufgaben produzierten aphasischen Phrasen mit dem Ersatzwort Ding sowie die aphasischen Kommentare stammen von GOLDENBERG (1997:80).
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...Boxer
Die Bedeutung von Boxer läßt sich umschreiben mit Er ist einer, der boxt.
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...Natur''ist
WERANI (1997) legt ihrem Modellansatz ein modalitätsneutrales semantisches System zugrunde.
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...beruht.
Bei diesen Patienten liegen im überwiegenden Maße semantische Fehlleistungen vor, die sich über paradigmatische Relationen zum Zielwort äußern, so daß die semantische Feinstruktur stärker als die Grobstruktur gestört erscheint. Ihre paradigmatischen Antworten werden als Ausdruck einer Differenzierungsstörung bzw. als Ergebnis eines semantischen Defizits interpretiert.
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...stellt.
Vor diesem Hintergrund schlägt HILLERT (1987:114) ein dreistufiges semantisches Verarbeitungsmodell vor, das sich dadurch auszeichnet, daß zwischen automatisierten Vorgängen, Suchprozessen und Vergleichsoperationen unterschieden wird. Die erste Stufe beinhaltet die ``Lexikalisch-semantischen Fixierungen''. Hier befinden sich die auch bei stark semantisch beeinträchtigten Aphasikern abrufbaren hochfrequenten und prototypischen Wörter. HILLERT(1987:114) geht davon aus, daß diese Wörter über einen sogenannten ``Match-Prozeß'' nicht eigentlich semantisch verarbeitet werden müssen, vielmehr sind deren Bedeutungen in einer hochautomatisierten Form abgespeichert. Ohne ``aufwendige Suchprozesse'' stellen automatisierte Abrufleistungen eine ökonomische Informationsverarbeitung bereit. Die zweite Stufe illustriert die ``Thematischen Orientierungsbereiche'', die sich proportionell bestimmen lassen und semantische Klassen von Relationen, wie situativ-referentielle, zwischen Begriffen ausdrücken. Die letzte Stufe beinhaltet ``Klassifikatorische Vergleichsoperationen''. Laut HILLERT (1987:116) beruht das Erkennen klassifikatorischer Relationen auf einem mentalen Operieren und ist damit das Produkt eines quasi algorithmischen Ableitungsprozesses und stellt im Unterschied zu den thematisch abgespeicherten Bedeutungsbeziehungen keine eigene mentale Repräsentation dar.
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...1986:231).
Die im Netzwerk über größere Distanz abgespeicherten Konzepte, die zum Zielitem in situativ-referentieller Relation stehen, sind störunanfälliger.
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...haben
Aphasiker waren aufgefordert, Relationen zwischen einem Bild und verschiedenen vorgesprochenen Wörtern zu erkennen. Auf die Abbildung einer ORANGE beispielsweise wurden verbale Ablenker wie OBST, APFEL, SÜß, ESSEN und FRÜHSTÜCK dargeboten.
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...beruhen.
Zudem existieren Aphasiker, die selektive Störungen in sensorischen Modalitäten haben, so daß ein weiteres Indiz für die Übernahme einer Zugangsstörung besteht. Auf diesen Fehlertyp wird in Abschnitt 4.3 eingegangen.
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...macht.
Daß mehrere unterschiedliche sprachliche und nicht-sprachliche Faktoren das Auffinden eines Wortes beeinflussen, ist schon zu Beginn des vierten Kapitels ausgeführt worden. Zur Unterstützung der Annahme, daß bei Sprachstörungen lexikalische Konzepte in der Regel intakt zur Verfügung stehen, berufen sich die Forscher schließlich u.a. auf diese zahlreichen bei Objektbenennungsaufgaben beeinflussenden Faktoren beim Wortabruf.
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...1994).
Carl Freund führt den Terminus ``modalitätsspezifische Anomie'' bereits im Jahre 1889 ein, aufgrund der Beobachtung eines Patienten, der nur in der visuellen Modalität Benennstörungen aufwies. Dieser Typ von Benennstörung wird als optische Aphasie bezeichnet.
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...Farben.
Im allgemeinen wird angenommen, daß Farbbenennungsstörungen auf Unterbrechungen von visuo-verbalen Bahnen beruhen. BEAUVOIS/SAILLANT (1985) vermuteten, daß das Wissen von Farben nicht ausschließlich im verbalen oder visuellen System repräsentiert ist, sondern daß der Interaktionszusammenhang zwischen beiden Systemen den entscheidenden Faktor darstellt.
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...SCHRAUBENZIEHER.
Für das aphasische Antwortmuster, das weder semantische Paraphasien noch deskriptive Reaktionen beinhaltet, läßt sich keine nachvollziehbare Entstehungsursache interpretieren.
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...werden.
Der Patient von GESCHWIND (1967) wählte einen ausschließlich taktil erfahrenen Gegenstand aus einer Menge verschiedener Objekte aus, oder er deutete den Gebrauch des Gegenstandes pantomimisch an.
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...können.
Diese Ansicht wird von CARAMAZZA et al. (1990) bestritten. Die Forscher gehen weiterhin von einem einheitlichen modalitätsunabhängigen semantischen System mit bevorrechtigtem Zugriff von verschiedenen Teilen für die jeweiligen perzeptuellen und verbalen Aussagen aus (VISCH-BRINK et al. 1997:208).
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...1997:112).
Die erste systematische Untersuchung führten GOODGLASS et al. (1966) durch. Dabei wurde bei 135 aphasischen Patienten das Verständnis von Wörtern aus sechs verschiedenen semantischen Feldern (menschliche Körperteile, Objekte, Aktionen, Farben, Buchstaben und Zahlen) überprüft. Die Untersuchungsergebnisse verdeutlichen die selektive Beeinträchtigung einzelner Aphasiker in bestimmten semantischen Kategorien.
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...SBY.
Die von SBY produzierten Definitionen zu konkreten und abstrakten Begriffen sind von HILLERT (1990b:179f.) ins Deutsche übersetzt worden.
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...sind.
Neben Patienten mit paraphasischen Komposita gibt es aber auch aphasische Patienten, die trotz geforderter einfacher Stimuluswörter Komposita produzieren. Ein von EVERS-VOLPP (1988:123) diagnostizierter Aphasiker (H) beispielsweise zeigte bei Benennungen von Bildern, die einfache Stimuluswörter forderten, sprachliche Überschußleistungen in Form von Komposita, wobei die Stimuluswörter FLASCHE und KORB die Basiskomponenten der Fehlbenennung Petroleumflasche und Apfelkorb bildeten. Auch STACHOWIAK (1979:70f.) führt zwei Beispiele an, die als spezifische Ausdrücke wie Brotteller anstatt TELLER und Mistkäfer anstatt KÄFER wegen ihres seltenen Vorkommens aber zur Hyponymie-Relation gezählt worden.
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...müssen.
Auch bei der Encodierung opaker Nomina Komposita scheint komponentenspezifische Formaktivierung vorzuliegen. Das von BLANKEN (1997) vorgestellte Antwortmuster bekräftigt die morphemspezifische Selektivität des Fehlermusters. Vor dem Hintergrund, daß der Aphasiker WL auch Ganzwortersetzungen wie Mütze anstelle von HANDSCHUH produziert - solche Fehler waren bei WL jedoch selten (BLANKEN 1997:212) - stellen sich nach G. Blanken weiterführende neurolinguistische Fragen: Bei welchen Nomina Komposita treten keine morphembezogenen Fehler auf? Verlieren vielleicht ausschließlich hochfrequente Wörter wie Fahrrad oder Bahnhof, also Wörter mit Gebrauchshäufigkeit ``ihren komponierten Charakter'' und werden somit als ganze Wortformen abgerufen?
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...werden.
Während Versprecheranalysen bei Sprachgesunden eine hohe Anlautüberlappung mit 87 Prozent zwischen Versprechern (=Malapropismen) und den Stimuluswörtern garantieren wie beispielsweise insect anstelle von INDEX (vgl. FAY/CUTLER 1977), fiel die Fehler-Zielwort-Übereinstimmung im Anlaut bei dem aphasischen Patienten RB überraschend niedrig aus.
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...verarbeitet.
Diese zusätzliche Ebene der Segmentverarbeitung bildet zusammen mit der Wortformverarbeitung in der modernen Netzwerkversion von Levelts Modell nur eine Komponente (phonological encoding).
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Sun Jan 30 19:15:22 MET 2000